
Zwischen goldenem Herbst und Winterwunderland
BlogSchon lange stand ein Island-Roadtrip auf der (zugegebenermaßen langen) Liste von Dingen, die ich mal tun möchte. Im Oktober 2024 war es dann endlich soweit. Gerade die Jahreszeit hat die Natur Islands nochmal besonderer werden lassen, denn während unseres Aufenthaltes konnten wir das beste von Herbst und Winter innerhalb weniger Tage erleben.
Isabelle 💚 von erlebe


Unser Roadtrip durch Island startete wie für die meisten anderen auch am Flughafen von Keflavik. Von hier aus fuhren wir mit unserem Mietwagen zu unserer ersten Unterkunft direkt am berühmten Golden Circle. Der Zeitverschiebung sei Dank hatten wir am nächsten Morgen automatisch einen recht frühen Start und waren bereits um neun Uhr an unserem ersten Stopp, dem Thingvellir Nationalpark, bekannt dafür, dass man hier zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte herlaufen (und auch tauchen – dies war uns bei 5 Grad Lufttemperatur dann aber doch etwas zu frisch) kann. Weiter ging es zu den typischen Highlights des Golden Circles, dem wilden Brúarfoss, dem Geysir Park, wo man dem Stukkor alle paar Minuten bei einem Ausbruch beobachten kann und dem gigantischen Gullfoss.
Auch am nächsten Morgen starteten wir früh, machten jedoch bereits nach wenigen Minuten unseren ersten ungeplanten Halt bei Thorsteins Grove. Am Straßenrand stand nur ein unscheinbares Schild, doch über den Baumwipfeln sahen wir bereits den Wasserfall. Vom Parkplatz aus liefen wir über eine kleine Lichtung mit der Jahreszeit entsprechend hellorangenen Bäumen. Auf der anderen Seite führte eine kleine Brücke zum Fuß des Wasserfalls, wo kleine Elfenhäuschen standen. Unser Weg führte uns weiter zu ein paar der bekanntesten Wasserfälle Islands: dem Seljalandsfoss und dem Skogafoss. Hier ein Tipp: Wer einen ebenso sehenswerten aber oft vergessenen Wasserfall besuchen möchte, sollte definitiv vom Skogafoss aus einen Abstecher zum Kvernusfoss machen. Auch hier kann man bis hinter den Wasserfall gehen, und hat dann nach vorne raus den Blick auf eine kleine Schlucht.


Den schwarzen Strand Reynisfjara erreichten wir am frühen Nachmittag. Auch wenn die Wellen hier auf den ersten Blick unscheinbar wirken, können sie dennoch jederzeit ohne jede Vorwarnung wesentlich größer werden – daher auch die zahlreichen Warnschilder. Am östlichen Ende des Strandes sahen wir dann auch zum ersten Mal die berühmten Basaltsäulen, welche wir auf unserer Reise durch Island noch mehrmals sehen würden. Der Hunger trieb uns dann aber doch recht schnell weiter. Im kleinen Ort Vík entschieden wir uns für Lunch bei Skool Beans – einem kleinen Café mit eigener Mikrorösterei in einem umgebauten typisch-amerikanisch gelben Schulbus. Vor der Weiterfahrt zog es uns im Anschluss dann aber doch erst nochmal an den Strand, diesmal den Víkfjara, welcher direkt im Ort selbst ist. Der Sand ist hier ebenso schwarz und die Klippen einfach eindrucksvoll – dafür ist parken aber noch kostenlos und es waren wesentlich weniger Menschen vor Ort. Wir beendeten diesen Tag mit einem Besuch des Canyons, dessen Namen ich bis heute nicht aussprechen kann. Am Fjaðrárgljúfur hatten wir die Möglichkeit, an der oberen Kante des Canyons (natürlich mit gebührend Abstand zum Rand) entlangzugehen und die steilen Felsformationen aus verschiedensten Blickrichtungen zu erkunden. Nach den Wasserfällen und Stränden war dieser tiefe Canyon eine absolut eindrucksvolle Erscheinung.
Der nächste Tag brachte eines meiner Highlights mit sich: eine Wanderung auf einem echten Gletscher! Hierzu brachen wir morgens auf zum Skaftafell Nationalpark, wo wir, ausgerüstet mit Sicherheitsgeschirren, Helmen, Pickäxten und Spikes für die Schuhe vom Besucherzentrum aus mit einem Offroadbus zum Gletscher gebracht wurden. Alleine die Fahrt dorthin war schon ein Erlebnis, da die letzten Kilometer quer durch ein Geröllfeld aus Felsbrocken vom Gletscher führten. Für die nächsten Stunden führte uns unser Guide quer über den Gletscher. Durch die Spikes bekamen wir ein sicheres Gefühl, auch steilere Abschnitte einfach bewältigen zu können. Zum Abschluss kam dann noch das Sicherheitsgeschirr zum Einsatz, als wir, gesichert über ein verankertes Seil, nacheinander direkt bis an die Kante einer tiefen Gletscherspalte treten und einen Blick hinunterwerfen konnten.


Den restlichen Tag verbrachten wir ebenfalls im Nationalpark. Wir liefen zu verschiedenen Wasserfällen mitten im Wald des Parks, der in kräftigen Orange- und Gelbtönen leuchtete. Nach einer kurzen Stärkung im Café des Visitor Centers fuhren wir, nach einem kurzen Zwischenstopp am Svinafellsjokull, von wo aus man einen fantastischen Blick auf einen kleinen See, Berge und Gletscher hat, wieder zu unserer Unterkunft.
Der nächste Tag brachte uns in den Osten von Island. Auf der Fahrt machten wir einen (geplant kurzen, tatsächlich aber langen) Stopp am Mulagljufur Canyon. Die Wanderung war zwar etwas anstrengender als die bisherigen, doch der Ausblick in den Canyon und die offene Weite bis hin zur Küste machten waren es mehr als wert. Auch wenn der Himmel hier mit grauen Wolken verdeckt war, leuchteten allerlei Moose und andere Pflanzen in hellen roten und grünen Farbtönen. Aus den unterschiedlichsten Ecken flossen Wasserfälle über die Felsklippen in die Tiefe und im Hintergrund erhob sich eine schneebedeckte Bergspitze.
Über Nacht wurde aus Herbst plötzlich kurzzeitig Winter. Statt goldener Herbstfarben lag um Egilsstaðir herum Schnee und auch beim Stuðlagil Canyon, bekannt für seine türkisblaue Farbe und die Basaltsäulen, schneite es fröhlich vor sich hin. Erreichen konnte man ihn trotzdem ohne Probleme und insgesamt machte der Schnee die Landschaft meiner Meinung nach noch atemberaubender als sie ohnehin schon ist. Auch der Dettifoss, einer der mächtigsten Wasserfälle in ganz Europa, welcher direkt an der berühmten Diamond Cirlce Route im Nordosten von Island liegt, war ganz von Eis und Schnee umgeben. In Húsavik erwartete uns dann der nächste Ausflug: Tickets für GeoSea, ein Geothermalbad direkt an der Küste mit einem Infinitypool, von welchem man die ganze Bucht beobachten kann. Wer Glück hat, kann hier je nach Jahreszeit sogar Wale entdecken. Das nächste Highlight folgte direkt am selben Abend: zum ersten (aber definitiv nicht zum letzten) Mal während unserer Reise sahen wir die Polarlichter über Island.


Unsere Reise führte uns weiter Richtung Westen und zu unserer Reittour auf ein paar waschechten Islandpferden. Bei strahlend blauem Himmel ritten wir in einer kleinen Gruppe durch ein wunderschönes Tal und hatten sogar die Möglichkeit, die einzigartige Gangart Tölt auszuprobieren! Die Pferde waren alle gut gelaunt und auch Teilnehmer, die zuvor keine Erfahrungen mit Pferden hatten, hatten sichtlich Spaß, als wir durch einen kleinen Bach ritten. Die letzten Tage unserer Reise verbrachten wir auf der Snæfellsnes-Halbsinsel nördlich von Reykjavik. Hier nahmen wir vormittags an einer Tour in eine Lavahöhle teil und fuhren dann einmal die ganze Halbinsel ab. Zwischen tosenden Wellen an den Stränden, unzähligen Wasserfällen und schneebedeckten Bergen brauchten wir den ganzen Nachmittag, um wieder zu unserer Unterkunft zu kommen.
Auf dem Weg zu unserer letzten Unterkunft in der Nähe des Flughafens verbrachten wir ein paar Stunden in Reykjavik. Nach über eineinhalb Wochen Natur pur war es definitiv eine Umstellung, plötzlich wieder in einer Stadt zu sein, aber Reykjavik ist wunderbar überschaubar, sodass man ganz entspannt einfach durch die Innenstadt schlendern kann. Abends belohnte uns Island zum Abschied mit den stärksten Polarlichtern, die wir auf der gesamten Reise zu sehen bekamen – selbst mit bloßem Auge sahen wir die Schleier tanzen und mit der Kamera wurden die verschiedenen Farben sogar richtig deutlich. Insgesamt hat uns Island noch viel mehr begeistert als wir erwartet hatten. Gerade auch die Jahreszeit eignet sich fantastisch, denn im Herbst erstrahlen die Pflanzen in den verschiedensten Farben.

