
Von Riads, Dars und Kasbahs: Ein Abenteuer im Herzen Marokkos
BlogMein Name ist Melanie und im Mai diesen Jahres hatte ich das große Glück, auf einer Marokko Reise einen ganz besonderen Eindruck von diesem beeindruckenden Land zu erhalten. Obwohl ich bereits viele Erwartungen aus Erzählungen von Kollegen oder der Recherche im Internet im Kopf hatte, kam doch keine Beschreibung dem Gefühl gleich, das Land selbst zu erleben. Es ist, als würde man in eine andere Welt eintauchen – eine Welt voller Farben, Düfte und Magie.
Melanie 💙 von erlebe
Riad, Dar oder Kasbah?
Hintergrund meiner Reise war es die verschiedenen Leistungen, vorwiegend die Unterkünfte, die wir unseren Reisegästen vermitteln, selbst kennenzulernen. Mir persönlich war es dabei besonders wichtig, ein paar Begrifflichkeiten näher zu hinterfragen und so unsere Kunden noch besser beraten zu können. Bei unseren Reiseerlebnissen durch Marokko legen wir großen Wert darauf, unseren Kunden einen möglichst authentischen Aufenthalt zu ermöglichen. Anstatt in standardisierten Hotels untergebracht zu werden, bieten wir unseren Gästen eine Unterkunft in den typischen Riads, Dars oder Kasbah-Hotels, die sich oft direkt in oder nahe der Medina befinden. Diese traditionellen Unterkünfte spiegeln die marokkanische Kultur und Lebensweise besonders intensiv wider und ermöglichen es, Marokko aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben.
Vor meiner Reise bekam ich dazu häufig die folgenden Fragen gestellt: „Riad“ oder „Dar“ und was bedeuten diese Begriffe eigentlich? Wie unterscheidet sich ein Riad von einem Dar? Was ist eine Kasbah und wo genau liegt eigentlich die Medina? Obwohl ich den Unterschied bereits grundsätzlich kannte habe ich diese Reise genutzt um ein noch klareres Verständnis zu diesen Begriffen zu erhalten.



Erkundung von Fes
Fes, eine der ältesten Städte Marokkos, hat mich auf meiner Reise ganz besonders fasziniert. Der Duft frischer Gewürze, die Farbenpracht der Marktstände und das lebendige Stimmengewirr – Ein Aufenthalt in der historischen Altstadt gleicht einem kleinen Abenteuer und hinter jeder Ecke wartet eine neue Entdeckung. Glücklicherweise führte unsere kleine Reisegruppe ein wunderbarer Guide, der auch unsere Gäste bei ihren Touren begleitet. Mit viel Geschick und Geduld lotste er uns durch das Labyrinth der Medina und teilte sein Wissen über die Geschichte und Traditionen dieser beeindruckenden Stadt.
Unsere Tour begann am Bab Bou Jeloud, dem westlichen Eingangstor zur Medina. Das „blaue Tor,“ wie es auch genannt wird ist wirklich beeindruckend. Nachdem wir diesen Eingang genommen hatten machte uns der Guide bereits auf ein erstes Detail aufmerksam. Denn der Name blaues Tor passt eigentlich nur zu der Vorderseite des Tors. Von außen sind die kunstvollen Mosaike zwar Blau gehalten, von der Innenseite allerdings grün. Unser Guide erklärte uns hierzu, dass die Farbenwahl den Übergang zwischen den Welten der antik-europäischen und islamisch-maurischen Traditionen symbolisieren soll: Blau steht für die traditionelle Keramikproduktion von Fes, während Grün die Farbe des Islam symbolisiert.
Unterwegs in der Medina von Fes
Hinter dem Bab Bou Jeloud fanden wir uns dann in der Medina von Fes wieder. Die Medina ist der alte Stadtkern, in der Regel umgeben von einer Mauer und nur durch Stadttore zugänglich. Hinter dem Tor zur Medina von Fes gibt es keine richtigen Straßen mehr, sondern ein Netz aus engen Gassen, die man sich mit Eseln, Motorrädern und zahlreichen Fußgängern teilt. Schnell wurde uns an diesem Punkt der Reise klar, warum die Medina von Fes oft als „Labyrinth“ beschrieben wird. Schon nach wenigen Metern schlängelten wir uns gemeinsam durch enge Gassen, mal links mal rechts, vorbei an Ständen mit Obst, Gemüse, farbenfroher Keramik und stimmungsvollen Messingleuchten. Nach wenigen Minuten machten wir unseren ersten Stopp und unser Guide erklärte uns, dass der Aufbau der Medina von Fes einer Zwiebel gleicht. Je weiter wir ihm folgten, desto tiefer drangen wir in den „Kern“ der Medina vor. Jeder neue „Zwiebelring“ schien dabei einer bestimmten Handwerkskunst gewidmet zu sein. Wir lernten hierzu, dass Fes, wie die meisten größeren Medinas in Marokko, über mehrere Souks verfügt. Ein Souk ist im Grunde ein Markt. In den größeren, touristischen Städten bezeichnet der Begriff zudem bestimmte Bereiche innerhalb der Medina. In Fes gibt es beispielsweise einen Souk für Keramik, Leder und Teppiche. Im äußersten Ring der Medina dominieren vor allem die Obst-, Gemüse- und Gewürzhändler. Je weiter wir ins Zentrum kamen, desto mehr stießen wir auf die Handwerkskünste der Keramik-, Metall- und Teppichhändler.


Besuch des Gerberviertels in Fes
Ziemlich am Schluss unserer Tour durfte natürlich auch ein Besuch des Gerberviertels nicht fehlen: die Chouara-Tanneries. Ein beeindruckender Ort und ein wahrer Höhepunkt für alle Sinne. In den Gerbereien ist es laut, bunt, und es riecht intensiv. Um den ungewohnten Geruch für Touristen etwas angenehmer zu machen, verteilen die Shopbesitzer Minzblätter, die man sich unter die Nase halten kann, während man das bunte Treiben von einer Terrasse aus beobachtet. Umgeben von Lederwaren bekommt man so einen guten Eindruck in das handwerkliche Leben Marokkos. Die Medina von Fes ist für mich ein beeindruckendes Beispiel für die Lebendigkeit und Ursprünglichkeit Marokkos und bleibt mir sicher lange in Erinnerung.
Neben den Bereichen für das Handwerk und die Souks gibt es in jeder Medina auch einen Bereich für Moscheen, Schulen oder Kindergärten sowie für Wohnhäuser. Nach unserem Besuch im Gerberviertel führte uns der Weg weiter ins Wohnviertel. In einer kleinen Gasse, verborgen hinter einer massiven Holztür, wartete das erste Riad, das wir an diesem Tag besichtigen sollten. Es ist beeindruckend, wie unwirklich es sich anfühlt, wenn man nach dem Trubel der Medina auf der anderen Seite dieser Tür in eine Oase der Ruhe eintritt.
Riad oder Dar?
In der Vergangenheit waren viele Riads private Wohnhäuser wohlhabender Familien, weshalb sie oft an kleine Stadthäuser oder Paläste erinnern. Ein traditionelles marokkanisches Riad hat einen Innenhof, meist mit Orangen- oder Zitronenbäumen und einem Brunnen. Viele Riads haben zudem eine Dachterrasse, teilweise mit spektakulärem Blick über die Stadt. Der Begriff „Riad“ kommt vom arabischen Wort für „Garten“, was ich nach dem Besuch unseres ersten Riads bereits mehr als passend fand. Heute bildet der Innenhof noch immer das Herzstück eines Riads und ist von den Gästezimmern umgeben. Die Gäste können dort den Tag mit einem Frühstück beginnen oder am Abend ein Glas Wein genießen. Es kam bei unseren Besuchen auch nicht selten vor, dass eine oder mehrere kleine Schildkröten ebenfalls in den Innenhöfen wohnten.
Im Vergleich zum Riad ist ein Dar ebenfalls ein Haus mit Innenhof, allerdings ohne Begrünung und oft nur mit einem Brunnen. Riads und Dars findet man meist in der Altstadt, während in der modernen Neustadt eher Hotels und Gästehäuser stehen. Leider werden die Begriffe heute oft irreführend verwendet. Oftmals setzen Eigentümer den Namen „Riad“ oder „Dar“ vor ihre Unterkunft, um eine authentische Assoziation zu schaffen, selbst wenn das Gebäude nicht die typischen Merkmale eines Riads aufweist. So kann es passieren, dass man auch Luxushotels ohne Innenhof und Garten unter dem Namen „Riad“ findet oder ein Hotel, das sich „Riad“ nennt, eigentlich in einer alten Kasbah liegt.


Der Begriff Kasbah beschreibt eine Lehmfestung, die ursprünglich im 19. Jahrhundert Berberfürsten beherbergte. Viele dieser Kasbahs wurden restauriert und ebenfalls in Hotels umgewandelt. Eine Kasbah bietet somit ebenfalls eine traditionelle, meist aber etwas einfachere Unterkunft, die sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt befinden kann.
Auf meiner Reise hatte ich die Möglichkeit nicht nur viele der Riads und Dars zu besuchen, sondern durfte auch selbst dort übernachten. Mein Fazit hierzu lautet: Wer eine Reise nach Marokko plant sollte in jedem Fall mindestens einmal in einem Riad übernachten. Obwohl mich die Stadt Fes mit ihrer Lebendigkeit bereits sehr fasziniert hat, war mein absolutes Highlight dennoch das Frühstück im Riad Lune et Soleil. Mit einem frischgepresstem Orangensaft in der Hand hätte ich stundenlang im Schatten der Orangenbäume sitzen bleiben können und die Ruhe und Abgeschiedenheit an diesem, für mich, magischen Ort genießen können.
