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NEUSEELAND & SÃœDSEE
Farnblätter in Neuseeland

Neuseeland – warum muss man denn bis ans andere Ende der Welt fliegen?

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Neuseeland – Eine Liebeserklärung

Warum muss man denn bis ans andere Ende der Welt fliegen? Um Fjorde zu sehen? Bitte, da nehme ich bequem die Fähre ab Kiel und bin im Land der Fjorde. Die Südalpen? Je nachdem, wo ich in Deutschland wohne, habe ich die Alpen vor der Haustür. Und ich soll doch ganz bestimmt nicht für einen schönen Strand 24 Stunden oder länger im Flugzeug sitzen? Warum soll ich jetzt genau eine Neuseeland Reise unternehmen?

Britta💚von erlebe

Britta 💚 von erlebe


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Wenn Sie jetzt glauben, ich möchte Ihnen eine Reise nach Neuseeland ausreden, um das Land der langen weißen Wolke allein für mich zu behalten, dann könnte da ein Körnchen Wahrheit dran sein. Ich glaube alle meine Kollegen kennen das Gefühl, einen Reisetipp einerseits gerne weiterzugeben  und trotzdem auch Angst zu haben, dass das Lieblingsland überrannt wird und der Geheimtipp keiner mehr ist.

Tatsächlich könnte die Unterhaltung, wie oben beschrieben, bei mir zu Hause stattgefunden haben. Mein Mann ist nicht ganz so reisebegeistert wie ich und muss öfter mal zu seinem Glück gezwungen werden.*

Und jetzt verrate ich Ihnen, warum ich die Überzeugungsarbeit und die lange Reise dieses Jahr bereits zum dritten Mal auf mich genommen habe, und direkt morgen wieder in den Flieger steigen würde. Neuseeland besuchen bedeutet für mich, mich jedes Mal wieder neu zu verlieben.

Frau wird auf traditionelle Weise von einem Maori begrüßt in Neuseeland.
stewart island ulva kiwi

Das fängt bei mir spätestens dann an, wenn ich den ersten Tui höre. Das ist kein Deutscher Reiseleiter, sondern ein typisch neuseeländischer Vogel, äußerlich bis auf einen eigentümlichen weißen Kragen etwas unscheinbar. Wenn der Tui den Schnabel aufmacht, kommt ein schräges Pfeifen heraus, über mehrere Oktaven und ein bisschen so, als würde er durch eine alte Blechgießkanne tröten. Mir zaubert er immer ein Grinsen ins Gesicht. Der Tui ist nur einer von Neuseelands Vögeln, aber immerhin einer, den man auch garantiert zu sehen und hören bekommt.

Der berühmte Kiwi ist das Wappentier und der ganze Stolz der Neuseeländer, die sich selbst Kiwis nennen und damit NICHT die überdimensionierte Stachelbeere meinen. Der Kiwi-Vogel ist nachtaktiv und sehr scheu. Die meisten Reisenden müssen schon eine Auffangstation besuchen, um das Tier auf ihrer Neuseeland Rundreise zu sehen. Gleiches gilt für den vom Aussterben bedrohten Kakapo.**

Die schlauen grünen Bergpapageien, die Keas, trifft man schön häufiger an und die Begegnungen mit Keas bergen oft den Stoff, aus dem Reiseerinnerungen gemacht werden. „Weißt Du noch, wie der Kea unseren ganzen Rucksack auseinander genommen hat und Deinen Pass zerfleddert hat?“ könnte so eine Erinnerung sein. OK – ist erst im Nachhinein lustig, aber nachhaltig.

Verrückt – zu Hause bin ich froh, dass ich eine Amsel von einer Meise unterscheiden kann und jetzt halte ich einen Vortrag über die Vogelwelt Neuseelands? Vielleicht liegt es daran, dass es hier wenig andere Tiere gibt. Viele der einheimischen Vögel, wie der Kiwi haben das Fliegen verlernt. Das es über Millionen Jahre keine Fressfeinde gab, war es schlichtweg nicht mehr nötig, sich in die Lüfte zu schwingen. Erst die europäischen Einwanderer brachten Katze, Hunde, Ratten, Wiesel und Opossums auf die Inseln und Naturschutz bedeutet im heutigen Neuseeland, diese eingewanderten verwilderten Tiere wieder loszuwerden. Das klingt jetzt vielleicht wieder nicht so einladend, aber mir als ausdrücklicher Tierfreundin ringt die Haltung der Neuseeländer Respekt ab. Nur so können die einheimischen Tiere und auch Pflanzen geschützt werden.

Neuseelands wilde Natur hat auf jeden Fall auch Suchtfaktor. Nationales Symbol ist das Farnblatt, wie es sich gerade aufrollt. Ein wunderschönes Symbol für Neuanfang und ewige Bewegung. Farn wächst in Neuseeland nicht nur als Busch auf dem Boden, wie wir es kennen, sondern auch als Baum auf einem hohen Stamm. Überhaupt wächst hier so einiges hoch hinaus. Der Cabbage Tree, streng übersetzt ein Kohlbaum, erinnert mich persönlich nicht an Kohl, aber an einen Lilienbusch auf einem hohen Stamm.

Abel Tasman Wanderung
Kind umarmt einen Kauri Baum auf der Nordinsel in Neuseeland.

Ganz besonders bewegend ist es aber, vor einem Kauri zu stehen. Für die Maori nimmt Tane Mahuta, den Sie auf Ihrer Reise besuchen können, eine besondere Rolle in der Schöpfungsgeschichte ein. Hier kommt jetzt kein Buchtipp von mir, und ich möchte Tane Mahutas Geschichte auch nicht erzählen, sondern eine Empfehlung aussprechen, nämlich unseren Reisebaustein „Nachtwanderung durch den Waipoua Forest“ zu buchen. Unbenommen sind die Kauris allein durch ihre Größe beeindruckende Bäume, aber wenn Sie mit Ihrem Maori Guide in der Dämmerung in den dichten Wald spazieren und die uralten Geschichten und Lieder aus erster Hand hören, geht das unter die Haut. Ich spreche normalerweise nicht mit Pflanzen und umarme auch keine Bäume – nach einer Woche in Neuseeland fühlt es sich aber tatsächlich normal an, beim Betreten eines Waldes kurz um Schutz und Erlaubnis zu bitten. Dabei brauchen die letzten Kauris selbst so viel Schutz. Die Wurzeln sind sehr empfindlich, und so sieht es für die „Baumumarmer“ also normalerweise eher schlecht aus. Ich habe aber einen Tipp für Sie, denn ich kenne einen Kauri Baum, der so gewachsen ist, dass der schützende Holzsteg hoch und nah genug daran vorbei führt. Man kann also nach Herzenslust auf Tuchfühlung gehen. Ich gebe es zu, ich habe es auch getan.

Die Kultur der Maoris, ich habe es gerade kurz angedeutet, ist eine weitere Quelle der Faszination für Neuseeland und macht für sich genommen wahrscheinlich schon jede Reise wert. Was für mich wirklich einmalig auf der Welt – zumindest im von mir bereisten Teil – ist die Verbindung, die die europäische Kultur der weißen Einwanderer (Pakeha genannt) mit der Kultur der Maoris eingegangen ist. Zugegeben was jetzt kommt, ist ungefiltert mein Eindruck und vielleicht ein bisschen rosarot, auch in Neuseeland gibt es soziale Probleme und gesellschaftliche Unterschiede – aber sie müssen entschuldigen: ich bin halt verliebt.

Die Maoris sind selbst Einwanderer und haben sich der Besiedlung durch die Europäer sehr kampferprobt entgegengestellt. So wurde 1870 ein Vertrag zwischen Pakeha und Maoris geschlossen, der bis heute Gültigkeit hat und auf dessen Grundlage die Verfassung fußt, der Vertrag von Waitangi. Streitigkeiten über die Interpretation reichen bis in die Neuzeit und Statistiken zeigen, dass die Maoris die Bevölkerungsgruppe repräsentieren, die  weniger am Wohlstand teilhat. Das Lebensgefühl vor Ort, was ich wahrgenommen habe, ist aber ein anderes.

Fast jeder Ortsname wird mit seinem Maori Namen und in der korrekten Aussprache benannt. Das ist für uns Deutsche enorm praktisch, denn die Vokale werden genauso wie bei uns „a,e,i,o,u“ ausgesprochen. Mich beeindruckt schon, dass die britisch geprägten Neuseeländer das so übernommen haben. Man grüßt sich mit einem freundlichen „Kia Ora“ und auch die ausführliche Art und Weise der Maori sich vorzustellen, „pepeha“ wird manchmal übernommen.

Maoris in traditioneller Kleidung in Rotorua, Neuseeland
Nieuw Zeeland - Maori

Ein besonderes Erlebnis ist es, mit einer Willkommenszeremonie, einem „ Powhiri“ begrüßt zu werden. Ich würde jetzt mal sagen, so wirklich „willkommen“ fühlt man sich im ersten Moment nicht, wenn der traditionell gewandete Maori Krieger mit wildem Tanz herausfinden möchte, ob man als Freund oder Feind kommt. Das ändert sich, wenn die dafür bestimmte ältere Frau, den „Karanga“ eine Art Willkommensschrei ausstößt und man das Versammlungshaus betreten darf. Es folgen Reden, die Vorstellung, man tauscht Geschenke aus und zum Abschluss des Rituals beweisen sich beide Parteien mit dem traditionellen Nase-Berühren, dem „Hongi“ ihr Vertrauen. Stellen Sie sich das mal in vergangenen Zeiten vor, wenn Botschafter verfeindeter Stämme oder fremde Seeleute derart nah aufeinander zugehen mussten, die Nasen und Stirn aneinander halten und einen Atemzug teilen. Streng genommen war man, nachdem sich der Atem durch den Hongi vermischt hatte, kein Gast mehr und hätte im Kriegsfall sogar an der Seite des Gastgebers gekämpft. Nach der Willkommenszeremonie isst man gemeinsam. Manaakatangi heißt Gastfreundschaft und die ist ein fester Bestandteil der Kultur.

Auf meiner letzten Reise nach Neuseeland durfte ich das genauso kennenlernen, traditionell und trotzdem komplett angekommen im modernen Leben – eine stolze lebendige Kultur. Bei unserem Baustein besuchen Sie keine Show, sondern eine Maori Familie heißt Sie als Gast Willkommen und verabschiedet Sie als Teil des „Whanau“, vielleicht am besten übersetzt mit „Sippe“.

Und jetzt komme ich langsam zum Schlussplädoyer, warum Sie sich auf eine Reise nach Neuseeland begeben sollten. Und das richtet sich an Menschen, denen es so geht wie mir. Ich lebe gerne in Deutschland, bin mir sehr bewusst, wie gut es mir geht, dass unsere Werte und unsere soziale und wirtschaftliche Sicherheit mir ein Leben ermöglichen, wovon große Teile der Welt nur träumen können. Doch manchmal wenn ich Nachrichten schaue oder Zeitung lese, wird mir alles zu viel. Wir sind mit so vielen Problemen konfrontiert, unsere Landschaften sind zersiedelt und ich vermisse große einsame Naturflächen. Umweltprobleme sehen oftmals kaum überwindbar aus und an allen Ecken wird von politischem Unfrieden und Terror berichtet.

In Neuseeland sein, hat auch in dieser Hinsicht für mich Aufatmen bedeutet, Seelenfrieden und Hoffnung. Terror hat den Weg nach Christchurch gefunden, aber die Nation hatte eine andere Antwort, nämlich Schulterschluss, Waffenverbot und ein unverrückbares Statement für ein friedliches Miteinander. Im Umweltschutz und im Thema „sorgfältiger Umgang mit Ressourcen“ ist man uns Lichtjahre voraus. Tiere sind in Neuseeland als fühlende Wesen anerkannt, mit weitreichenden Folgen.

hike stewart island
Whanganui River umgeben von einer hügeligen Landschaft in Neuseeland

Und nicht nur Natur und Tieren wird Wertschätzung entgegengebracht. So haben der Mt. Taranaki und der Mt. Tarawera, genauso wie der Whanganui River den Status „juristische Person“ erhalten und ihnen wird eine eigene Persönlichkeit zuerkannt. Das basiert auf der Sichtweise der Maoris – es wird für mich dadurch rund, wie mein Gastgeber am Whanganui River, ein Farmer und Pakeha reagierte, als ich ihn fragte, was er darüber denkt. „Wir haben den Fluss schon immer respektiert, es ist nur konsequent, dass wir anerkennen wer er ist und was ihm zusteht“. Es war auf jeden Fall ein besonderes Gefühl, am Ufer dieser „Persönlichkeit“ zu stehen.

Also, planen Sie Ihre Neuseeland Reise, steigen Sie in den Flieger, harren Sie endlose Stunden aus und lassen Sie sich belohnen und verzaubern von meiner kleinen heilen Welt! Das alles kann ich hier als absolute Wahrheit durch meine rosarote Brille verkünden: ehrlich! Von allzu realistischen Kommentaren bitte ich Abstand zu nehmen 😉  Damit kann ich, verliebt wie ich bin, gerade nicht umgehen.

Buchtipps:
*Falls Sie auch so einen partnerschaftlichen Griff getan haben, empfehle ich das Buch „Die Geschichte von einem, der mit musste – als Schisser um die Welt“
** zum Lachen und Weinen, die Geschichte des Kakapo von Douglas Adams eingefangen im Roman „die Letzen Ihrer Art“


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