
Norwegen mit der Familie erleben – von Fjorden, Gletschern und Lemmingen
BlogNachdem wir im letzten Jahr in Schweden unseren ersten Familienurlaub in Skandinavien verbracht hatten, war relativ schnell klar, dass wir als Nächstes eine Norwegen Reise mit unseren Kindern unternehmen wollten. Die Jungs haben wir in die Reiseplanung einbezogen. Was ganz oben auf der Wunschliste der beiden stand? Rafting, auf einem Gletscher wandern und Lemminge sehen. Letzteres würde wohl die größte Herausforderung werden, denn wann sieht man in Deutschland schon mal einen Hamster oder eine Maus?
Juliane 💙 von erlebe

Wir starten in Oslo
Unsere Norwegen Familienurlaub begann mit einem Flug nach Oslo und zwei Übernachtungen in der norwegischen Hauptstadt. Unser Hotel lag mitten im Zentrum, in der Nähe vom Hauptbahnhof, und mit dem Flughafenexpresszug verlief die Anreise problemlos und zügig. Oslo erwartete uns mit traumhaftem Sommerwetter. So machten wir uns nach dem Einchecken im Hotel gleich auf zum Fjord. Am Munch-Museum vorbei und entlang der Hafenpromenade spazierten wir zum neuen Stadtteil Sørenga Pier, wo sich unsere Kinder im großen Fjordschwimmbad abkühlten. Am nächsten Tag besuchten wir zunächst das Naturhistorische Museum. Hier konnten wir in die Tierwelt Norwegens und der ganzen Welt eintauchen. So sahen wir auch die ersten Lemminge, wenn auch nur ausgestopft. In der geologischen Abteilung des Museums folgte dann das Highlight für meine Kinder: das große Skelett eines Tyrannosaurus Rex. Anschließend liefen wir durch den Botanischen Garten zurück zum Stadtzentrum und spazierten die Hauptstraße Karl Johan entlang zum prächtigen Königspalast. Zum Abschluss des Tages flanierten wir entlang der Hafenpromenade der hippen Stadtviertel Aker Brygge und Tjuvholmen. Ein Muss für alle Reisenden, die sich für Kunst und Architektur interessieren.

Moschusochsen in Dovrefjell
Von Oslo ging es am nächsten Tag zum Dovrefjell Nationalpark. Die Annahme des Mietwagens war schnell erledigt, und so befanden wir uns bald auf der E6 in Richtung Norden. An großen Seen und bekannten Orten wie Lillehammer vorbei ging es durch immer tiefer werdende Täler, bis sich die Straße nach ca. vier Stunden zur Gebirgsregion Dovrefjell hinaufschraubte. Vor unserem Besuch hofften wir auf unberührte Natur, schöne Wanderungen und dass wir Moschusochsen zu Gesicht bekämen – und wir wurden nicht enttäuscht. Für unseren zweiten Tag hatten wir eine geführte Moschusochsensafari gebucht. Vor Zehntausenden von Jahren lebten diese Tiere zusammen mit dem Wollmammut in den Bergen des heutigen Norwegens. Mit einem Guide unternahmen wir in einer Gruppe von ca. zwanzig Personen eine Wanderung, um nach den Moschusochsen zu suchen. Auf dem Weg machten wir immer wieder Pausen, und der Guide erklärte uns alles über die Tier- und Pflanzenwelt der Region. Als eine Herde Moschusochsen endlich in Sicht kam, verhielten sich alle ganz still. Um die Tiere nicht zu stören, wird immer ein Abstand von 200 Metern eingehalten. Unser Guide hatte ein Teleskop dabei, und wir hatten uns zu Beginn der Tour Ferngläser ausgeliehen. So konnten wir die Moschusochsen wunderbar beobachten. In den nächsten Tagen unternahmen wir noch ein paar eigene Wanderungen, z.B. zum Aussichtspunkt Snøhetta, und genossen immer wieder spektakuläre Aussichten von den Berggipfeln über die raue Landschaft des Dovrefjell Nationalparks.


Sognefjord – Der König der Fjorde
Unsere Reise ging weiter zum Sognefjord, Norwegens längstem und tiefstem Fjord. Für die Fahrt wählten wir die Landschaftsroute Sognefjellet aus, die uns tolle Ausblicke auf die hohen Berge des Jotunheimen-Nationalparks gewährte und über den höchsten Gebirgspass Nordeuropas auf 1.434 Metern führte. Da wir zum Einchecken in der Unterkunft noch etwas früh dran waren, unternahmen wir einen Abstecher zum Feigefossen, dem mit 218 Metern zweithöchsten Wasserfall in Norwegen. Nach den kühlen Tagen im Gebirge hatten wir uns für den kurzen, aber knackigen Anstieg zum Wasserfall zu dick angezogen und kamen ordentlich ins Schwitzen. Auch in den nächsten Tagen hielt das sommerliche Wetter am Sognefjord an und wir konnten T-Shirts und kurze Hosen aus dem Koffer holen. Eine der bekanntesten Wanderungen am Sognefjord führt auf den Molden. 550 Höhenmeter müssen auf dem zum Teil recht steilen Weg überwunden werden. Der Parkplatz war gut ausgeschildert und zu Beginn führte der Weg durch einen Wald. Auch oberhalb der Baumgrenze ging es zunächst weiterhin relativ angenehm bergauf. Dann wurde es jedoch immer steiler und wir mussten zum Teil über Felsen klettern. Oben angekommen, genossen wir spektakuläre Aussichten über die Fjordarme und Berge ringsum und machten ein Picknick bei einfach traumhaftem Wetter. Besonders empfehlenswert ist der Rundweg auf dem Bergplateau, der immer wieder neue Aussichten auf die beeindruckende Fjord-Landschaft bietet. Über den gleichen Weg ging es wieder abwärts, nicht ohne viele weitere Fotos von diesem tollen Panorama zu schießen. Von dieser Wanderung waren wir sehr begeistert, auch wenn sie bekannt ist und dadurch viele andere Wanderer unterwegs sind.
Blaues Eis im Gletscher
Der Sognefjord ist ein guter Ausgangspunkt für Gletscherwanderungen im Jostedalsbreen-Nationalpark. Der Jostedalsbreen-Gletscher ist die größte Eiskappe auf dem europäischen Festland. Die geführte Tour hatten wir im Voraus gebucht. Die Fahrt von unserer Unterkunft bei Kaupanger zum Treffpunkt am Nigardsbreen Parkplatz dauerte ca. eine Stunde. Dort lernten wir unseren Guide (einen Nepalesen, der schon als Sherpa den Mount Everest bestiegen hatte) und die anderen Teilnehmer der gebuchten Familien-Gletschertour kennen, bekamen unser Equipment und schon ging es los. Eine Bootsfahrt brachte uns über den Gletschersee, worauf eine kurze Wanderung bis zur Gletscherzunge folgte. Hier zogen wir unsere Steigeisen an, wurden zu einer Seilschaft zusammengebunden und erhielten eine detaillierte Einweisung, wie wir am besten auf dem Gletschereis laufen sollten. An Gletscherspalten vorbei und teilweise über ins Eis gehauene Stufen bewegten wir uns in gemächlichem Tempo den Gletscher hinauf. Schon bald sahen wir in Löchern und Spalten das blaue Eis schimmern. Es gab immer wieder Pausen zum Fotografieren, in denen der Guide viel Interessantes über den Gletscher und die Veränderungen durch den Klimawandel erzählte. Die Kinder nutzten die Zeit, um ihre Spitzhacken ins Gletschereis zu hauen. Viel zu schnell gingen die 1,5 Stunden auf dem Gletscher vorbei. Für unseren 10-jährigen war diese Tour der schönste Ausflug unserer Norwegen Reise.


Rafting bei Geilo
Die Urlaubszeit verflog nur so, und schon stand die letzte Station unserer Norwegen Reise an. Über die Landschaftsroute Aurlandsfjellet fuhren wir nach Geilo. Der Ort ist im Winter ein beliebtes Skigebiet, doch auch im Sommer kommen Outdoor-Fans hier voll auf ihre Kosten. In der Touristeninformation im Ort gibt es viel Material über die unzähligen Wandermöglichkeiten rund um den Ort und in der nahe gelegenen Hardangervidda. Eine Rafting-Tour hatten wir bereits von Deutschland aus gebucht. Bei kühlen 10 Grad und etwas Respekt vor dem sicherlich noch kälteren Flusswasser fuhren wir ca. 30 Minuten zum Treffpunkt, dem Basislager des Anbieters. Hier bekamen wir eine erste Sicherheitsunterweisung durch unseren Guide und zogen unsere Neoprenanzüge, Schwimmwesten und Helme an. Nach einer kurzen Fahrt im Minibus kamen wir am Fluss an, wo wir die praktische Einweisung erhielten und alle Kommandos lernten. Und dann ging es auch schon los. Ein zweiter Guide im Safety Kayak begleitete uns. Die Kinder saßen ganz vorne im Schlauchboot und wurden in den Stromschnellen ordentlich nass. Trotzdem hatten sie riesigen Spaß. Für unseren 13-Jährigen war diese Tour definitiv der schönste Ausflug unserer Norwegen Reise. Das Schlauchboot kippte zum Glück in keiner der Stromschnellen um. Kurz vor dem Ausstieg bekamen wir in einem natürlichen Pool aber auch noch die Gelegenheit, das Boot ganz freiwillig zu verlassen und uns im Wasser treiben zu lassen. Zurück im Basislager konnten wir uns dann bei Tee und Kaffee wieder aufwärmen und dabei die Bilder unserer Tour anschauen. Der Busfahrer hatte gleichzeitig als Fotograf fungiert und an mehreren Stellen vom Ufer aus Fotos gemacht.
Ein Lemming, noch ein Lemming … und noch ein Lemming
Ja, manche Wünsche werden wirklich wahr. Da hatten wir zwei Wochen lang bei jeder Wanderung die Augen offen gehalten und nicht die Spur eines Lemmings entdeckt. Wir hatten noch eine Chance. Am vorletzten Reisetag wollten wir unsere letzte Wanderung unternehmen. In der Touristeninformation in Geilo hatte ich uns eine schöne Tour in der Hardangervidda herausgesucht. Das Wetter war zwar nicht besonders gut, aber etwas Regen und Wind schreckten uns nicht ab. Zwischendurch klarte der Himmel auch immer wieder auf. Die Kinder liefen ein Stück voraus, als sie plötzlich anhielten und warteten, bis wir zu ihnen aufschlossen. Wir schauten in ganz betretene Gesichter, bis wir ihren Blicken auf den Boden folgten. Ein Lemming (leider tot) lag dort am Wegesrand. Es gibt sie also wirklich hier. Und wo einer ist, da können auch noch mehr sein. Nachdem wir den toten Lemming vorsichtig mit Stöcken angehoben und unter einen Busch gebettet hatten (quasi als Beerdigung), ging die Wanderung weiter. Und es dauerte gar nicht lange, bis wir einen weiteren (leider wieder toten) Lemming am Wegesrand fanden. Danach waren die Kinder schon etwas geknickt, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so sahen wir beim Durchqueren eines Geröllfeldes plötzlich etwas Kleines, Pelziges zwischen den Felsen herumwuseln. Für ein Foto war der kleine Nager leider zu flink, aber wir haben mit unseren eigenen Augen einen lebendigen Lemming in Norwegen gesehen, und das ist alles, was zählt. Für diesen Urlaub konnten wir also alles von der Wunschliste der Kinder abhaken. Nach unseren Reisen durch Südschweden und Südnorwegen hat uns Skandinavien nun endgültig in seinen Bann gezogen. Daher werden wir mit Sicherheit sehr bald wiederkommen.

