Inselhüpfen – Kanaren statt Karibik
BlogInselhüpfen – Kanaren statt Karibik
Bekannt sind die Kanarischen Inseln für Strandurlaube, besonders auf den großen Inseln, wo man dann ein, zwei oder drei Wochen einen entspannenden Badeurlaub verbringt und vielleicht ab und zu einen Ausflug unternimmt. Ich wollte gerne einmal ausprobieren, ob sich die kleinen Inseln auf einer Reise kombinieren lassen. Natürlich drängt sich ein Vergleich mit dem Inselhüpfen in der Karibik auf. Während die Karibik mit ihren weißen Sandstränden und türkisfarbenem Wasser lockt, bieten gerade die kleinen Kanaren eine tiefe, erdverbundene Schönheit. Hier gibt es keine Strandbars, wo man bis zum Morgengrauen tanzt. Stattdessen findet man geheimnisvolle Nebelwälder, schwarze Lavastrände mit gewaltiger Brandung, kleine Dörfer und statt Rum-Cocktails den fantastischen Kaffee „Barraquito“.
Britta 💚 von erlebe
Start und Ende unserer Reise ist Teneriffa
Darf ich Sie mitnehmen zum Inselhüpfen durch die Kanaren? Auf unserer Spanien Reise geht es von Teneriffa über La Palma nach La Gomera, weiter auf die kleine Insel El Hierro und wieder zurück nach Teneriffa. Jede Insel hat ihren eigenen Charakter, ihre eigene Magie.
Teneriffa punktet bei uns mit Großstadtfeeling in Santa Cruz, ruhigen Badeorten im Norden der Insel und dem alles überragenden größten Berg Spaniens, dem mächtigen „El Teide“. La Palma bezaubert mit seiner kleinen Hauptstadt, den futuristisch anmutenden Teleskopen in der Mondlandschaft des Roque de los Muchachos und dem Wolkenband, welches sich wie ein Wasserfall über den Kraterrand der Caldera ergießt. La Gomera, das Aussteigerparadies vergangener Zeiten, hat weit mehr zu bieten, und ein echter Geheimtipp ist die kleinste Kanareninsel El Hierro, wo die Zeit ein bisschen langsamer tickt und eine überraschend „irische“ Hochebene auch weniger sportliche Wanderer zum Tagesausflug einlädt. Je nachdem, auf wie viele Inseln man hüpfen möchte, bietet sich ein Flug nach Teneriffa an. Von hier aus lassen sich fast alle Inseln mit der Fähre oder, wenn man es eilig hat, mit einem kleinen Flugzeug erreichen.
Unterwegs auf den Inseln
Die erste Entscheidung gilt es in Bezug auf das Auto zu treffen: Mitnehmen auf die Fähre oder lieber auf jeder Insel ein neues Fahrzeug übernehmen? Letztlich könnte man auch ganz ohne Fahrzeug mit öffentlichen Bussen und Transfers auf allen Inseln unterwegs sein. Wer aber sehr flexibel sein möchte, ist mit einem kleinen Mietwagen gut beraten. Einige Vermieter erlauben es, das Fahrzeug mit auf die Fähre zu nehmen. So kann man seine Sachen im Auto lassen und rollt von der Fähre herunter, direkt ins nächste Abenteuer. Etwas kostengünstiger ist es, als Fußpassagier kurz vor dem Ablegen auf die Fähre zu schlendern und am Ankunftsort ein neues Auto zu übernehmen.
Das Inselhüpfen durch die Kanaren startete für mich mit einem Kulturschock. Hotelburgen, Billig-Bars und laute Reklame säumen den schmalen Strand an der Südküste Teneriffas. So schnell, wie ich möchte, kann man hier leider gar nicht weghüpfen… Zum Glück gibt es eine gemütliche Strandbar am Fähranleger, in der man die Zeit bis zum Ablegen überbrücken kann – und wenn man dem ganzen Tumult den Rücken kehrt und aufs Meer blickt, fängt der Urlaub an.
Passatwinde auf La Palma
Auf La Palma erwartete mich dann die erste der vielseitigen kleinen Inseln. Auf der einen Seite heiß und trocken und auf der Ostseite üppig grün durch – ja – Regenfälle. Ein Gebirge teilt das Wetter auf der Insel, und es ist eine strategisch gute Idee, sein Quartier im Westen zu suchen. Immer wieder, wenn wir durch den Tunnel oder über die Passstraße die Seite gewechselt haben, fand ich diese Wetterkapriole total überraschend.
Wenn man unterhalb des Kraterrandes der Caldera steht, schiebt sich das Wolkenmeer beständig über den Kamm und wird von der Sonne aufgelöst – fast schon ein hypnotisierender Anblick. Ich habe mir erklären lassen, wie der horizontale Regen funktioniert, und dass die Kanarische Kiefer nicht nur drei, sondern fünf Nadeln hat, um die Feuchtigkeit aufzunehmen. Ich habe mir auch die Entstehung und Wirkung der Passatwinde angehört und allein das Wort löst Fernweh aus.
Vegetation und Strände
Zu den Pflanzen auf den Kanaren gibt es auch ein Wörtchen zu sagen. Ich hätte die gewaltigen, Schatten spendenden Bäume sicher nicht mit dem verstaubten Ficus Benjamini aus den Studentenwohnungen meiner Jugend in Verbindung gebracht. Heidekraut, welches ich aus kleinen Töpfchen kenne, wächst hier als Baum, und dann gibt es ja noch ganze Wälder aus Lorbeer. Blöd nur, dass es da auch giftige Sorten gibt – als Souvenir eignen sich die Blätter für den Laien also nicht.
Alle Inseln haben gemeinsam, dass es zwar ein paar wenige Lavastrände gibt, an denen man baden kann, deren raue Brandung aber auch extrem gefährlich ist. Natürliche, geschützte Felsenpools, die „Charcos“, sind der perfekte Badestopp. Oft gibt es zusätzlich zum kostenlosen und sicheren Badevergnügen sogar Duschen und Umkleiden.
Meine Highlights auf La Palma
Eine Besonderheit auf La Palma ist die Astronomie. Am Roque de los Muchachos, dem über 2400 Meter hohen Berg, stehen die Teleskope wie futuristische Raumschiffe in der Mondlandschaft. Hier wird Forschung betrieben, aber es gibt auch ein interaktives Besucherzentrum, das die Anlagen und die Entwicklung der Astronomie erklärt. Unbedingt zu empfehlen ist die Astro-Tour, bei der wir hoch über den Wolken einen klaren Blick auf die Sterne genossen.
Es lohnt sich, ein paar Tage Zeit für La Palma zu haben, auch um eine Fahrt in den Süden in die „alte“ Vulkanregion zu unternehmen. Hier gibt es einen malerischen, rot-weißen Leuchtturm, produzierende Salinen (Tipp für die Souvenirs) und sogar ein Weingut. Eine schöne Wanderung führt durch die Vulkanlandschaft. Es werden noch immer Straßen durch die Landschaft gebaut, die der Vulkanausbruch neugestaltet hat. Bei einer Bootstour kann man gut sehen, wie breit der Lavafluss war und wie viel Land La Palma nun dazugewonnen hat.
Nebelwälder auf La Gomera
Von La Palma setzen wir nach La Gomera über. Auch hier gibt es mit San Sebastián eine belebte Hauptstadt. Wir haben in einem wunderschön gelegenen Parador, einem Landhotel mit Blick aufs Meer, übernachtet und die Stadt erkundet, bevor wir weiter ins Landesinnere gereist sind. Die tiefen Schluchten der Nebelwälder sind hier noch ein bisschen beeindruckender. Im Valle Gran Rey findet sich ein Hafen mit Bars und Cafés sowie ein Badestrand. Für ein oder zwei Tage eine schöne Abwechslung, dann zog es uns doch wieder in die kleineren Bergdörfer und an die Nordküste.
Die kleine Insel El Hierro ist nur von Teneriffa aus per Fähre oder mit dem Flugzeug zu erreichen. Wir sind also noch einmal in der bereits bekannten Strandbar eingekehrt und haben den Umstieg in Kauf genommen. Inzwischen kenne ich ja mein Lieblingsgetränk: Barraquito – ein vielschichtiger Kaffee im Glas, der den Latte Macchiato blass aussehen und schmecken lässt.
Vielseitige Landschaften auf El Hierro
Für die lange Anreise wurden wir mit einem kleinen Paradies belohnt, wo die Uhren noch einmal ein bisschen langsamer ticken. Die Orte sind verschlafen und eher zweckmäßig angelegt. Wirklich beeindruckend und überraschend ist die vielseitige Natur auf engstem Raum. Karge Vulkanlandschaft wechselt nach ein paar Kilometern ganz überraschend mit weiten Pinienwäldern ab. Wir fanden den üppigen Nebelwald, knorrige, vom Wind gebeugte Wacholderbäume und etwas, was ich als „Irland mit Kakteen“ bezeichnen würde – Schafe inklusive.
Ganz urig einkehren und für kleines Geld essen kann man in der sehr kreativ eingerichteten „Guachinche“, wo noch lokal produziert wird. Unsere Lieblingsalternative war die Fischbude mit Blick auf die wilde Brandung.
Meine Highlights auf Teneriffa
Der Abschluss des Inselhüpfens war dann wieder Teneriffa, und diesmal blieb es bei unserem Besuch nicht bei der Strandbar am Hafen. Wir ignorierten auch die Reklametafeln, die zu fragwürdigen Zoos lockten, und fanden nach kurzer Fahrt gen Norden eine ganz andere Landschaft. Wunderschöne Dörfer mit Felsenpools am Meer und zerklüftete Berglandschaften wie die Masca-Schlucht warten darauf, entdeckt zu werden. Auch der Besuch des Teide lohnt sich; nicht selten ist der Gipfel, der mit der Seilbahn erreicht werden kann, in Schnee gehüllt oder liegt über der Wolkendecke.
Ein letzter Barraquito mit Blick auf das blaue Meer, und dann endete unser Inselhüpfen-Abenteuer auf den Kanarischen Inseln.